Was bedeutet digitale Teilhabe?
Digitale Technologien spielen in unserer Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle. Vor allem seit der Corona-Pandemie haben entsprechende Anwendungen in Deutschland einen Aufschwung erfahren. Sie werden genutzt, um zu kommunizieren, zu arbeiten, zu lernen, zu konsumieren und zu gestalten.
Wer nicht an der digitalen Welt teilhaben kann, ist in dieser Gesellschaft benachteiligt. Davon sind insbesondere Senioren und Menschen mit Behinderung betroffen. Aber auch sprachliche Hürden können einen Rolle spielen.
Durch das Konzept der digitalen Teilhabe sollen alle Menschen befähigt werden, digitale Technologien zu nutzen und auf entsprechende Ressourcen zuzugreifen. Es bedeutet, dass Menschen die notwendigen Fertigkeiten, Kenntnisse, Ressourcen und Zugangsmöglichkeiten besitzen, um Geräte wie Computer und Smartphones sowie die dafür notwendigen Anwendungen zu nutzen.
Damit das möglich ist, sind Aufklärung und Schulungsprogramme wichtig. Außerdem müssen Hürden abgebaut und barrierefreie Angebote geschaffen werden, um möglichst viele Menschen an digitalen Angeboten beteiligen zu können.
Welche Chancen birgt die Digitalisierung in der Medizin für Senioren?
Prinzipiell trägt die Digitalisierung dazu bei, die Gesundheitsversorgung für Senioren effektiver, zugänglicher und personalisierter zu gestalten, was letztendlich zu einer besseren Lebensqualität und Gesundheit im Alter führen kann. Vielversprechende Chancen ergeben sich durch:
- Telemedizin: Durch Telemedizin können Senioren medizinische Beratung und Behandlung auch von zu Hause aus erhalten, insbesondere wenn sie eingeschränkt mobil sind oder Schwierigkeiten haben, eine Arztpraxis zu besuchen.
- Digitale Gesundheitsakten: Angebote wie die elektronische Patientenakte und das E-Rezept ermöglichen es Senioren und ihren Ärzten, einfach auf medizinische Informationen zuzugreifen, sie zu teilen und zu aktualisieren. Dies erleichtert die Koordination der medizinischen Versorgung und reduziert das Risiko von Informationsverlusten.
- Gesundheits-Apps: Gesundheits-Apps können Senioren dabei helfen, ihren Gesundheitszustand selbst zu überwachen und zu verbessern. Sie können zum Beispiel dabei helfen, Symptome zu erkennen, die Mobilität zu verbessern oder Medikamente einzunehmen.
- Pflegeangebote: Neben dedizierten Pflege-Apps (DiPA), die älteren Menschen im Alltag helfen, gibt es beispielsweise die Plattform marta, die Pflegekräfte für zu Hause vermittelt. Auf diese Weise können Senioren länger in ihrer eigenen Wohnung leben.
- Digitale Geräte: Durch die Nutzung von Wearabeles und anderer digitaler Gesundheitsgeräte können Senioren ihre Vitalparameter wie Blutdruck, Blutzucker und Herzfrequenz überwachen. Diese Daten können Ärzten dabei helfen, frühzeitig potenzielle Gesundheitsprobleme zu erkennen und angemessen zu reagieren.
- Soziale Netzwerke: Online-Plattformen und soziale Netzwerke bieten älteren Menschen die Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen, Erfahrungen zu teilen und soziale Unterstützung zu finden, insbesondere wenn sie aufgrund von Mobilitätsproblemen oder geografischer Isolation Schwierigkeiten haben, persönliche Kontakte zu pflegen.
Welche Herausforderungen sind mit digitaler Inklusion verbunden?
Neben vielen Vorteilen birgt die digitale Inklusion, insbesondere für Senioren, auch eine Reihe kritischer Herausforderungen:
- Technologische Barrieren: Viele ältere Menschen haben begrenzte Erfahrung im Umgang mit digitalen Technologien wie Computern, Smartphones und Tablets. Die Komplexität der Geräte und Anwendungen kann ein Hindernis für den Zugang und die Nutzung darstellen.
- Digitale Kompetenz: Auch wenn Zugang zu digitalen Geräten besteht, können Senioren diese oft nicht effektiv nutzen. Das Verständnis von Software, Apps und dem Internet sowie die Fähigkeit zur sicheren Navigation im digitalen Raum können herausfordernd sein.
- Barrierefreie Technologie: Viele digitale Plattformen und Anwendungen sind nicht barrierefrei gestaltet, was bedeutet, dass sie für ältere Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen oder motorischen Einschränkungen schwer zu bedienen sein können.
- Kosten und Zugang: Der Zugang zu digitalen Geräten und Internetverbindungen kann bei geringer Rente eine finanzielle Herausforderung darstellen. Die Kosten für Geräte, Internetdienste und Mobilfunkverträge können in diesem Fall die digitale Inklusion behindern.
- Datenschutz und Sicherheit: Senioren gelten als besonders anfällig für Betrug und Online-Bedrohungen wie Phishing und Identitätsdiebstahl. Daher fühlen sie sich oft besonders unsicher, ihre persönlichen Daten online preiszugeben.
- Soziale Isolation und Einsamkeit: Wenn ältere Menschen nicht in der Lage sind, digitale Technologien zu nutzen, sind sie schnell von sozialen Interaktionen isoliert, insbesondere wenn Freunde und Familienmitglieder weit entfernt wohnen oder die persönliche Interaktion begrenzt ist.
Digitale Teilhabe: Studienergebnisse
Die „Initiative für alle“ befragt anlässlich des Digitaltags jährlich 1.000 Personen ab 16 Jahren zur digitalen Teilhabe in Deutschland. Die Befragung zeigt, dass 51% der Menschen befürchtet, bei den aktuellen technologischen Entwicklungen nicht mithalten zu können. Dennoch sehen 84% der Befragten die Digitalisierung als Chance. Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Menschen digitalen Angeboten grundsätzlich offen gegenüberstehen, sich aber mehr Aufklärung wünschen.
Auch die Aktion Mensch hat eine Studie zur digitalen Teilhabe veröffentlicht. Hier lag der Fokus auf Menschen mit Behinderung. Dazu wurden verschiedene Experten und Betroffene interviewt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass besonders die Vielfalt an digitalen Arbeitsmöglichkeiten ein großes Potenzial für die Inklusion bietet. Zudem wird die gesteigerte Autonomie begrüßt, die mit digitalen Anwendungen wie etwa Sprachassistenten einhergehen kann. Barrierefreie Anwendungen sind hierfür die Grundvoraussetzung.
Erfolgsbeispiel aus Baden-Württemberg
Das Projekt gesundaltern@bw ist eine Initiative der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) in Baden-Württemberg. Die Aufgabe ist, ältere Menschen über digitale Anwendungen im Gesundheitswesen aufzuklären.
Zu diesem Zweck wird eng mit dem Volkshochschulverband in Baden-Württemberg zusammengearbeitet, um Bildungsveranstaltungen zu organisieren. Außerdem können sich interessierte Senioren zu Gesundheitsbotschaftern ausbilden lassen. Auch Workshops im Online- und Präsenzformat sind Teil des Projekts.
Beispielsweise hat gesundaltern@bw eine Aktionswoche in Stuttgart organisiert. Das Ergebnis der Workshops und Konferenzen legt nahe, dass Technologie ein selbstbestimmtes Leben sinnvoll unterstützen kann. Es ist den Menschen aber wichtig, selbst zu entscheiden, wann sie digitale Angebot nutzen. Zudem sind niederschwellige und einfach verständliche Anwendungen die Basis für eine Akzeptanz in der Bevölkerung.
Tipps für die digitale Teilhabe in Ihrer Arztpraxis
Der schnellste Weg, um Senioren den Umgang mit digitalen Angeboten in Ihrer Arztpraxis zu erleichtern, ist auch der einfachste. Sprechen Sie mit Ihren Patienten, um von den individuellen Problemen zu erfahren.
Wenn die Zeit in der Sprechstunde fehlt, bieten Sie Feedback-Bögen an, die im Wartezimmer ausgefüllt werden können. So bekommen Sie wertvolle Einsichten direkt aus erster Hand. Daraus lassen sich beispielsweise Infoflyer entwickeln, welche die Patienten bei Bedarf mit nach Hause nehmen können.
Auch die Wahl einer besonders benutzerfreundlichen Software zur Kommunikation mit Ihren Patienten kann eine Bereicherung sein. Nelly ist hier ein gutes Beispiel. Die webbasierte Software kommt ohne die Installation einer App oder anderer Zusatzsoftware aus. Patienten benötigen lediglich ein Smartphone und werden automatisch und datenschutzkonform durch Prozesse wie die Anamnese oder die Bezahlung von Rechnungen geleitet. Das ist auch für ältere Personen oft kein Problem, denn sie sind spätestens seit der Corona-Pandemie an den Umgang mit QR-Codes gewöhnt.
Externe Angebote zur digitalen Teilhabe in Arztpraxen
Ermöglichen Sie Ihrem Praxispersonal die Teilnahme an Schulungen zum digitalen Coaching älterer Patienten. Auf diese Weise werden die medizinischen Fachangestellten nicht nur für typische Schwierigkeiten sensibilisiert, sondern lernen selbst auch den sicheren Umgang mit digitalen Angeboten.
Darüber hinaus sind Gruppentreffen oder Online-Foren eine gute Gelegenheit für ältere Patienten, sich untereinander zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen. Ein proaktiver Hinweis oder entsprechendes Infomaterial im Wartezimmer hilft, ein Bewusstsein für diese Angebote zu schaffen.
Zudem können Sie mit lokalen Seniorenorganisationen zusammenarbeiten und Ihre Erkenntnisse aus dem Praxisalltag teilen. Auf diese Weise lassen sich anwendungsorientierte Workshops für ältere Patienten entwickeln.
Fazit: Senioren profitieren von der Digitalisierung
Die Digitalisierung bringt viele Vorteile für ältere Patienten. Beispielsweise ermöglichen Telemedizin und das E-Rezept eine einfachere Kommunikation mit dem Arzt. Außerdem bieten therapiebegleitende Gesundheits-Apps oder Alltagshelfer wie eine Vergrößerungssoftware die perfekte Grundlage für mehr Autonomie. Nicht zuletzt trägt das Internet zur leichteren Vernetzung und Bildung von Interessengruppen bei. Dennoch gibt es viele Herausforderungen.
Um diese Hürden in Ihrer Arztpraxis zu meistern, bedarf es einer ganzheitlichen Strategie zur digitalen Teilhabe. Dazu gehören Schulungen und Unterstützungsprogramme zur Steigerung der digitalen Kompetenz sowie die Nutzung benutzerfreundlicher Technologien.
Schaffen auch Sie jetzt in Ihrer Praxis einen digitalen Workflow. Wir beraten Sie unverbindlich und kostenlos zu Ihrem individuellen Fall!
Die in diesem Artikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf alle Personen. Auf eine Doppelnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.